Einmal Tomatensuppe – aber bitte die Soup von Campbell’s!
Andy Warhol, der Künstler der durch das Triviale bekannt wurde
Man wird nicht glauben, wie viele Leute sich ein Bild mit dem elektrischen Stuhl ins Zimmer hängen – vor allem, wenn die Farbe des Bildes mit den Vorhängen übereinstimmt.
*Alle Zitate in kursiv stammen von Andy Warhol.
Ich stehe im LWL-Museum in Münster vor Andy Warhols Käfer-Bild. Das Gemälde hat keinen Titel. Es zeigt 15 Mal das gleiche Auto in Schwarz, jeweils über einem Rechteck in einer anderen Farbe. Ich finde Pop-Art toll und die Bilder von Andy Warhol mag ich besonders.
Es ist nicht wichtig, wer du bist, sondern was sie denken, wer du bist.
Andy Warhol war, neben Namen wie Roy Lichtenstein und Jasper Johns, einer der bekanntesten Künstler der Pop-Art. Er war großer Fan von Plastik und Massenproduktion, und war der Meinung, dass das Alltägliche die Kunst herausforderte.
Frühes Leben und Studium
Geboren Andrew Warhola, 1928, in Pittsburgh, Pennsylvania, war er der Sohn slowakischer Einwanderer. Während seiner Kindheit erlitt Warhol einer Krankheit, die sein zentrales Nervensystem angriff, wodurch er extrem schüchtern wurde. Er verbrachte viel Zeit zu Hause und gewann eine Vorliebe für das Zeichnen und Lesen von Comics. Als er von seiner Mutter eine Kamera geschenkt bekam, widmete er sich auch der Fotografie und entwickelte Filme in einer Dunkelkammer, die er im Keller aufbaute.
Nachdem Warhol die Schule beendet hatte, fing er direkt an Gebrauchsgrafik am Carnegie Institute for Technology zu studieren. Mit seinem Bachelorabschluss zog er 1949 nach New York und entwickelte sich schnell aus der Armut zu dem erfolgreichsten und bestbezahlten kommerziellen Illustrator New Yorks. Er zeichnete Werbeanzeigen, dekorierte Schaufenster und illustrierte Kurzgeschichten von Truman Capote, welche den Alltag widerspiegelten.
Du kannst Fernsehwerbung für Coca-Cola sehen und du weißt, dass der Präsident Coke trinkt, dass Liz Taylor Coke trinkt und, denk‘ nur – auch du kannst Coke trinken.
Von Pittsburgh in die Welt: Die Geburt der pop art
In den späten Fünfzigerjahren und Anfang der Sechziger widmete sich Warhol immer mehr der Malerei. Der Künstler setzte sich mehr mit dem Trivialen auseinander und es entstanden die ersten Bilder wie Coca-Cola, Pfirsich-Hälften und Superman. Das Konzept der Pop-Art war geboren. Aus Warhola wurde Warhol. Seine Motive kamen aus dem Alltag: Coca Cola-Flaschen, Campbell's-Suppendosen, Comics, Gesichter berühmter Persönlichkeiten und Hollywoodstars. Er begeisterte sich eher für Werbung und alltägliche Themen anstatt für abstrakte Kunst. Sein Ziel war es, Pop, populäre Stile und Alltagsthemen in exklusive Kunstgalerien zu bringen.
Er wollte nicht nur triviale Sachen zu Kunst wandeln, er wollte die Kunst selber auch banalisieren. Das schaffte er in gewisser Weise durch seine Produktionsweise. Er machte seine Kunst zu einem Massenprodukt, in dem er unter anderem den Siebdruck auf Leinwand benutzte: eine mechanische Art, Kopien von einem Bild herzustellen. Das Einzige, was die Werke Warhols dann unterschied, waren die verschiedenen Farben.
Warhol arbeitete auch mit Kollagen und benutzte für seine Werke recycelbare Materialien, was andere Künstler nicht taten.
In diesem Video sieht man einige der Kunstwerke die Warhol von Marilyn Monroe produzierte. Diese Kunstwerke sind sicherlich die berühmtesten Werke des Künstlers.
Wenn der Name Marilyn Monroe fällt, denken die meisten Leute vielleicht direkt an die bunten Pop-Art-Werke von Andy Warhol, auf denen der Hollywood-Star zu sehen ist. Die Siebdrucke entstanden alle mit dem gleichen Bild Monroes: ein Werbefoto für den Film Niagara.
Ich erkannte, dass alles, was ich tue, mit dem Tod zusammenhängt.
Erste Einzelausstellung und Entwicklung
In seiner ersten Einzelausstellung im Jahr 1962, stellte Warhol Bilder der Campbell's-Suppendosen aus. Die 32 Suppendosen-Gemälde wurden in einer einzigen Reihe angeordnet, wie man es mit Produkten im Supermarkt macht. Die Leinwände wurden auf schmalen Leisten ausgestellt, die als Regale dienten. Diese Ausstellung sorgte für großes Aufsehen in der Kunstwelt, da es noch nie solch banale Figuren in einer Kunstgalerie zu sehen gab. Das Publikum wusste auch nicht genau, was es von den Gemälden halten sollte.
Die berühmten Campbell's Soup Cans gehören zu Warhols ersten Siebdrucken. Sie wurden aus Schablonen hergestellt, für jede Farbe gab es eine Schablone.
Andy Warhol produzierte zur Zeit der soup cans schon mehrere Siebdrucke von Comics und bekannten Personen. Er soll aber Suppendosen bevorzugt haben, um nicht mit dem Comic-Stil von Roy Lichtenstein zu konkurrieren.
Ein Jahr nach der Einzelausstellung der Campbell's Dosen entstand die Werkreihe Death and Disaster paintings. Diese Reihe hatte als Thematik „Tod in Amerika“. Der Künstler produzierte alle Arten von Bildern, die mit Tod und Desastern zu tun hatten. In der Reihe erschienen Werke wie Elektrischer Stuhl oder die Car Crash-Serien, die Verkehrsunfälle zeigten.
Im Jahr 1964 gründete Warhol die Factory. Es waren Fabrikhallen in New York, in denen er seine Ateliers aufbaute. Neben den Ateliers lagen auch Filmstudios und Partybereiche, die von Künstlern aus aller Welt besucht wurden. Der Bereich diente unter anderem auch als Wohnort für einige der Künstler. Viele Stars verbrachten ihre Zeit in der Factory, denn sie galt als kreative Oase.
The idea is not to live forever, but to create something that will last forever.
Tod und Vermächtnis
Kurze Zeit, nachdem Warhol im Juni 1968 von einer Frauenrechtlerin angeschossen und lebensgefährlich verletzt wurde, änderte sich das Leben des Künstlers radikal. Die Factory wurde zu einem normalen Bürogebäude. Warhol gründete ein neues Atelier und nahm nun massenweise Porträtaufträge an. Er malte jeden, der bereit war, dafür zu zahlen. Neben den zahlreichen Porträts bemalte Warhol Fahrzeuge, machte viele Tondaufnahmen, drehte Filme und widmete sich seiner Zeitschrift Interview, die zum ersten Mal ein modernes Klatsch-Magazin darstellte.
Zu dieser Zeit entstanden auch die bekannten Porträts mit dem Titel Mao, die den damaligen chinesischen Parteiführer abbilden. Im Jahr 1976 folgte das Werk Hammer and sickle, ein Hammer und eine Sichel, abgebildet in verschiedenen Positionen.
Auch wenn Warhol wohl eine Vorliebe für kommunistische Motive hatte, bezog er keine politische Stellung. Ein politischer Künstler war er wohl eher nicht, viel mehr dachte er an die Einnahmen, die er mit seiner Kunst erbringen konnte. So entstand das Werk Hammer and sickle zum Beispiel, nachdem er eine Ausstellung in Italien machte. Er bemerkte, dass Zeichen des Hammers und der Sichel als Graffiti an vielen Mauern der italienischen Häuser aufgesprüht waren. Zu einem Freund sagte er später: Vielleicht sollte ich das nächste Mal richtige kommunistische Bilder machen. Sie würden sich in Italien sicherlich sehr gut verkaufen lassen.
Andy Warhol lebte in einer Zeit, in der Homosexualität in den USA kriminalisiert und unterdrückt wurde und es viele Fälle homophober Gewalt gab. Der Künstler war selber homosexuell und porträtierte sich als Dragqueen oder zeichnete in seinen Drawings for a Boy Book die männliche Form auf eine liebevolle Art und Weise.
In den 1980er Jahren begeisterte Warhol sich sehr für das Fernsehen und moderierte Andy Warhol's TV und Andy Warhol's Fifteen Minutes auf dem Sender MTV.
Der Künstler litt an chronischen Problemen mit seiner Gallenblase, die im Februar 1987 entfernt wurde. Warhol erholte sich von der Operation, erlitt jedoch einige Tage später Komplikationen und starb am 22. Februar 1987 im Alter von 58 Jahren.
Während der 1960er Jahre haben die Menschen vergessen, was Gefühle sind. Und ich glaube, sie haben sich nie wieder daran erinnert.
Die Werke von Andy Warhol eroberteten die Welt und zelebrierten, aber verspotteten auch gleichzeitig Materialität und Berühmtheit. So können Warhols Bilder als Kritik oder auch als Anerkennung der derzeitigen amerikanischen Kultur interpretiert werden. Die Werke von Andy Warhol waren bunt und aufregend, zugleich hässlich und grau. Andere Künstler nutzten diese Gegensätze ebenfalls, um die Eigenschaften der derzeitigen Gesellschaft darzustellen.
Auch wenn er eher für seine Pop-Gemälde bekannt wurde, hinterließ Andy Warhol auch eine große Sammlung gedrehter Filme. Der Film Empire, zum Beispiel, zeigt das Empire State Building in ca. 8 Stunden Länge. Der Schwarz-Weiß-Film sorgte für viel Aufsehen und gilt als einer der bekanntesten Warhol-Werke.
Alles ist schön.
Das Käfer-Bild im LWL-Museum finde ich schön. Ich finde das Auto sehr sympathisch und die Kombination der Farben gefällt mir auch. Mein Favorit von Andy Warhol ist Marilyn, aber ob ich mir ein Bild mit dem elektrischen Stuhl ins Wohnzimmer hängen würde, das weiß ich nicht.
Weitere Kunstwerke von Andy Warhol könnt ihr euch auf der Seite von WikiArt anschauen.
Das Museum of Modern Art hat auch einige Kunstwerke Warhols auf der Seite seines Profils bereitgestellt. Die Schuhzeichnungen vom Anfang seiner Karriere finde ich besonders schön.
Literatur
Ihr kriegt nicht genug von Andy Warhol und wollt weiteres über diesen einzigartigen Künstler erfahren? Hier folgen zwei Literatur-Tipps: